Meyburg, B.-U. & R. D. Chancellor eds. 1996
Eagle Studies
World Working Group on Birds of Prey (WWGBP)
Berlin, London & Paris


Individuelle Kennzeichnung von Schreiadlern
Aquila pomarina: Methoden, bisherige
Erfahrungen und Ergebnisse

Marking Lesser Spotted Eagles
Aquila pomarina: Methods,
experiences and results

Stefan Danko, Bernd-Ulrich Meyburg,
Tomas Belka & Dusan Karaska

ZUSAMMENFASSUNG

Viele Fragen der Biologie des Schreiadlers lassen sich, ebenso wie bei anderen Arten, nur mit Hilfe der individuellen Markierung lösen. Abgesehen von der Beringung, die in etlichen Ländern seit vielen Jahrzehnten durchgeführt wird, wurde die Markierung von Schreiadlern mit Flügelmarken, Farbringen, durch Fensterung der Armschwingen und Besenderung mit konventionellen Bodentelemetriesendern sowie Satellitensendern erst vor wenigen Jahren von uns begonnen, wobei wir auch den Fang und die Markierung von Altvögeln eingeführt haben.

Die Beringung erlaubt zwar die Markierung vieler Individuen, die Rückmeldungsrate ist jedoch gering (2,5 %). Es werden die uns bekannt gewordenen 41 Wiederfunde verschiedener Beringungszentralen (basierend auf 1649 Beringungen) und aus der Literatur zusammengestellt und in Karten veranschaulicht. Während der größte Teil der europäischen Population über den Bosporus, die Türkei, Israel und Sinai bzw. Suez nach Afrika gelangt, konnten drei weitere Routen durch Beringung und Satellitentelemetrie dokumentiert werden: 1. über Italien, Sizilien und Malta nach Tunesien, 2. über Südgriechenland, den Peloponnes und Kreta in die Türkei und 3. um das östliche Schwarze Meer herum in die Osttürkei.

Durch die Beringung konnten außer über den Zug auch einige Erkenntnisse über das Lebensalter und die Brutreviertreue gewonnen werden. Es gelang uns durch Wiederfang der sichere Nachweis, daß Altvögel zum alten Brutplatz zurückkehren und Junge sich am Geburtsort ansiedeln können.

Flügelmarken und Flügelfenster bringen nur im Zusammenhang mit zeitaufwendigen Felduntersuchungen gewisse Ergebnisse, z.B. über die Aktivität und die Größe von genutzten Nahrungsflächen (home-ranges). In dieser Hinsicht effektiver ist der Einsatz der Bodentelemetrie.

Ungeahnte Möglichkeiten bietet die Satellitentelemetrie. Die Besenderung von 10 Individuen hat bereits innerhalb kurzer Zeit erhebliche neue Erkenntnisse z.B. über Zugrouten, Winterquartier, Zuggeschwindigkeit, Rastplätze usw. gebracht, die mit Hilfe anderer Methoden nicht zu gewinnen gewesen wären und die auch beim Erarbeiten von Schutzstrategien von erheblicher praktischer Bedeutung sind. Dabei kristallisiert sich heraus, daß die Gefahren auf dem Zug bisher viel zu wenig berücksichtigt wurden und, soweit sie menschlich bedingt sind, einer energischen Gegensteuerung bedürfen. Erstmalig konnte ein Zugvogel aus Europa bis ins Winterquartier im südlichen Afrika und zurück über eine Strecke von insgesamt über 19.000 km telemetriert werden (MEYBURG et al. 1995).

Neue Solarsender werden voraussichtlich in Kürze noch viel detailliertere Ergebnisse bringen und möglicherweise auch ein längerfristiges Telemetrieren einzelner Individuen ermöglichen.



SUMMARY

Many questions regarding the biology of the Lesser Spotted Eagle, among other species, can be answered only by marking individual birds. Apart from ringing, which has been practised for many years in a number of countries, Lesser Spotted Eagles have recently been studied by us by methods ranging from wing markers, colour rings, window-marking (feather clipping) and tracking by conventional ground telemetry, to satellite telemetry. We also started a few years ago the trapping and marking of adults.

True, ringing enables many individuals to be marked, but the recovery rate is very low. Those 41 recoveries (from 1649 eagles ringed) known to us from different ringing stations and also compiled from the literature have been evaluated and plotted on maps. Apart from the migration, ringing can also provide certain data on the life-span and fidelity to nest site. Our recaptures have provided positive proof that adults return to the same breeding site and young can recolonise their place of birth.

Whereas the large majority of birds from Europe migrate to Africa via the Bosphorus, Turkey, Israel and the Sinai or Suez, three more migration routes have been documented by ringing recoveries and satellite telemetry: 1. via Italy, Sicily and Malta to Tunisia, 2. via southern Greece, the Peloponnese and Crete to Turkey and 3. around the eastern end of the Black Sea to Turkey.

Wing-markers and window-marking can provide positive data only in conjunction with long-term field study, e.g. regarding the exploitation and size of home ranges. In this respect the use of conventional ground telemetry is more effective.

Satellite telemetry opens up undreamed-of possibilities. The tracking of ten individuals has already, within a short space of time, produced considerable new data, e.g. on migration routes, winter quarters, speed of migration, resting places etc., which would be impossible to acquire by other means and which are also of considerable practical significance in the development of protective strategies. We can thereby pinpoint the dangers both great and small facing a bird on migration and, insofar as they are of human origin, press for energetic counter-measures. For the first time a bird migrating from Europe has been tracked all the way to its winter quarters in southern Africa and back again, over a distance of altogether 19,400 km (MEYBURG et al. 1995).